Montag, 22. November 2010

Ökonomik in der U-Bahn

Tatort U35.
Es ist zwar nicht mehr ganz Semesterstart, mein Studentenausweis fand bisher trotzdem nicht den Weg in die allmächtige Uni-Vagina, um eine Verlängerung des Freifahrtsschein herauszupenetrieren.
Ich sitze auf den Stühlen der Bogestra, hart wie das Leben und träume von sauberen Toiletten nach meiner Ankunft im Beton-Nirvana.
Da erhebt sich überfallartig der lange Arm der Bochumer Verkehrgesellschaft. Vollbärtig. Tränensäcke, groß genug dass Säuglinge ein Vollbad nehmen könnten.
Ich hebe meinen Kopf aus der keimfreien Sanitärfantasie.
Neben mir wird der nicht vorhandene Fahrschein eines Blaumann-Trägers unter die roten Augen genommen und mir offenbart sich der ungeschönte Blick auf den Pickelnacken des Koma-Kontrolleurs.
Eine Hügellandschaft im haarigen Halsansatz.
Es muss Blindenschrift sein, so zahlreich präsentieren sich die verstopften Poren auf diesem Alki-Verschnitt eines Fahrkarten-Kontrolettis.
Zweifelsohne eine der neuesten Dienstleistungen der Stadtverwaltung.
Ich bin dran.
"Fahrschein?"
"Hab noch nicht gestempelt für dieses Semster."
"Sie haben ab heute eine Woche Zeit, den Ausweis GESTEMPELT nachzureichen, das kostet drei Euro, nach Ablauf der Frist dann 40!"
Mmh, ich bin pleite.
Na ja, dann zahl ich halt mit Klo-Coupons von Aral.
Das nennt man wohl: "Aus Scheiße Geld machen."


Dienstag, 16. November 2010

Und du bist...?

Die Uni ist ja ein soziales Biotop, ein Nährboden für zwischenmenschliche Bakterien- und Genschmelze.
Es treffen sich Menschen tausendfach, welche sich zuvor nie gesehen haben und vor allem: Nie gesehen hätten!
Gerade im schmutzig-orangenen G-Punkt unserer RUBetonhölle ist die Artenvielfalt studentischer Vollzeit-Amöben ausgeprägter als Mitteilungssucht in sozialen Netzwerken.
Da trifft Papis Liebling im hellblauen Langarm-Hemd und Segeltuch-Tretern auf "Permanent im Sport als Letztes gewählt" mit Cannibal-Corpse-Kapuzenkutte.
Freizeit-Revoluzzer in Oliv-Parka und Fairtrade-Fetzen atmen dieselbe, stickige Vorlesungsluft wie Stakkato-Ja-Sager mit Federmäppchen, Lineal und Textmarker in drei Farben im Holster.
Noch so unterschiedlich in ihrer Herkunft, kommunizieren sie doch alle in der gleichen Sprache: Dem Small-Talk.
Ich drücke neuen Kommilitonen ab jetzt nur noch den standardisierten Bewerbungsbogen für Uni-Bekanntschaft in die Hand: Studiengang, Semesterzahl, Nebenjob, Berufswunsch.
Während mein Gegenüber den Bogen ausfüllt, habe ich gerade noch Zeit, mir die Kotzebrocken aus der Fresse zu wischen.